Früher gab es noch blindes Gottvertrauen. Heute wird diese Eigenschaft als sonderbare Verschrobenheit abtaxiert, bestenfalls mild belächelt.
Anstelle der himmlischen Fügung überwölbte sich im Selbstverständnis Sensitiver so etwas wie ein leitendes „Bauchgefühl“. Wohl kann man dieses nicht messen, doch es soll öfters schon dazu verholfen haben, ein Vorhaben glückhaft umzusetzen – entgegen wissenschaftlicher, empirischer oder theoretischer Erkenntnisse.
Das sture Verfolgen eines ehedem ins Visier genommenen Ziels ist in Verruf geraten. Flexibilität bezüglich eines Sich-Einpendelns auf situative Erfordernisse sei angesagt, kein primitives Festhalten an einer wie auch immer gearteten Linie. Zu borniert und hartnäckig sei dies zu gewichten, da ohne Nutzung eines allfälligen Manövrierraums die Zielrichtung bei nicht kalkulierten Erschütterungen nicht ausgeglichen werden könne.
Nun sind Geschäfts- und Beziehungspartner anzutreffen, die keinen Schritt mehr ohne den geheimen Ratschlag von Einflüsterern unternehmen. Sie könnten ja mit eigenmächtigen Entscheiden falsch liegen; so aber entledige ich mich einer gewissen Portion von Verantwortung, da ich ja nun primär die Perspektive eines Aussenstehenden berücksichtige.
Wie steht’s eigentlich um die Wirkkraft eigenständig gefällter Entscheide? Wären sie höher zu bewerten als die Übernahme fremder Sichtweisen, selbst wenn ich völlig falsch lande, ja vielleicht sogar eine Bruchlandung erleide? Oder müsste man alternativ immer alle anhören, die zu einem gewissen Thema etwas Substanzielles aus ihrer Erfahrungswelt beisteuern, um dann irgendwie eine erfolgserheischende Mixtur zu brauen? Ist das Konglomerat von vielen Meinungen, die in einen Trichter einfliessen, und herzhaft verrührt als Schlussdiagnose für die nächsten Entwicklungsschritte im Sammeltopf aufgefangen werden, wirklich das Ei des Kolumbus?
Fragen über Fragen – doch die Antwort liegt nicht immer glasklar auf der Hand. Man möchte werweissen, ob es tunlich sei, einmal so und einmal anders vorzugehen, doch im Endeffekt bleibt das Risiko: entweder man fällt grossflächig auf die eigene Nase oder schwingt sich in ungeahnte Höhen hinauf, selbst ohne dass man sich auf die Schultern klopfen kann dabei. Diverse begünstigende Umstände haben drum am Erfolg mitgebastelt. Ich war zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort mit den massgebenden Leuten, deren Interessen meine eigenen ergänzten.
Bleibt also zum Resümee die Gretchenfrage: wem vertraue ich mich an, wenn Führung angesagt wäre? Mir selbst – höchst subjektiv, jedoch in Eigenverantwortung -, oder einem technischen System, das wenig Unfälle produziert, wie einem U-Bahnsystem, das ohne Lokführer auskommt? Oder soll ich Hilfe von Aussen holen, um deren Impulse hernach auf dem Prüfstand meiner eigenen Planspiele so zu verknüpfen, dass Ideelles, Praktisches und empirisch Geprüftes zu einer Erfolgsrezeptur zusammengemischt werden können?
Am Schluss entscheide ich grundsätzlich eh selbst. Entweder beschert mir das gütig-gewitzte Schicksal einen Mehrwert und ich eile der Zielerfüllung in Riesenschritten näher, oder das ach so ungerechte Schicksal zwingt mich, da ich mich nicht zu entscheiden vermochte, zu einem Resultat, das mir nicht so hold zu sein scheint. Einer muss einfach die Entscheidung treffen. Sonst übernimmt jemand anders!
© (2019) Pressebüro Infogold, Ronaldo Goldberger, CH-5605 Dottikon AG
IHR KOMMENTAR